Antworten auf Fragen von Eltern – Jörg Astheimer im Gespräch mit Micha Kraft (Redaktion HR3)
Januar 9th, 2016
Astheimer
Das Internet ist riesengroß und hat natürlich viele Untiefen – von „Abzock-Seiten“ bis jugendgefährdende Inhalte. Wie sehr müssen wir als Eltern ein Auge auf die Internetnutzung unserer Kids haben?
Bis zum 12. Lebensjahr sollten Eltern ihren Kindern nur Zugang zu einem sicheren Surfraum gehen – die Nutzung wird damit komplett auf Seiten beschränkt, die kindgerecht sind. Das funktioniert am einfachsten, indem man Kindern keinen Zugang zu normalen Brwosern wie Firefox, Chrome und Co. gibt.
Stattdessen installiert man Kindersuchmachinen wie FragFinn oder BlindeKuh. Von dort aus geht die Reise ausschließlich zu kindergerechten Seiten. Man lässt sein Kind eben auch nicht alleine nachts eine Stadt erkunden – so ist das eben auch mit dem Internet. Es birgt zu viele Gefahren.
Aber die wollen doch die YOUTUBER Bibi oder die Lochis sehen. Das kann ich den Kinder doch nicht komplett verbieten?
In der Praxis sieht das in der Tat so aus. Wenn ich in der Grundschule Kinder nach Ihren Stars und Sternchen frage, sind diese oft nur durch YOUTUBE bekannt. Klar ist – die Kinder sind dort unterwegs. Es ist nur die Frage, was die beste Lösung dafür ist. Grundsätzlich gilt: Im offenen Internet sollten Eltern immer als Co-Pilot mit von der Partie sein. Das heißt: Sie sollten ihrem Nachwuchs über die Schulter schauen.
Als Co-Pilot ist natürlich auch Medienkompetenz gefragt. Das bleibt nicht aus. Viele Eltern kennen sich gut aus. Eltern, die offene Fragen haben, finden Antworten im Netz. Zum Nachschlagen empfehle ich die Seite „klicksafe.de“. Ein anderes Angebot heißt Internet-ABC. Dort können Sie gemeinsam mit Ihren Kindern ihr Wissen testen und einen „Surfschein“ machen. Bei einem Chat-Spiel zum Beispiel lernt Ihr Kind mit Ihnen, was es Fremden von sich Preis geben darf und was eben nicht. Auch die Schulen lassen Eltern in der Regel nicht allein. Viele organisieren Elternabende zu dem Thema – hierzulande etwa mit Unterstützung der Landesmedienanstalt Hessen.
Gut die Hälfte aller Kinder zwischen 6 und 13 Jahren haben ein Handy. Die Hälfte davon wiederum hat ein Smartphone? Kinder wollen natürlich ein Smartphone, aber viele Eltern fragen sich, ob das denn wirklich notwendig ist. Da gibt’s ja auch Gefahren: Die Kids kaufen aus Versehen was, oder sie sehen etwas, das eigentlich nicht für sie gedacht ist.
Ab wann eigenes Mobiltelefon und wenn, dann was für eins, Handy oder Hightech-Smartphone?
Ab wann man seinem Nachwuchs ein eigenes Handy überlässt, bleibt eigene Ermessenssache. Die meisten Eltern werden mit der Frage spätestens am Ende der Grundschule konfrontiert. Als Erwachsene haben wir das Handy vor allem als Telefon im Kopf. Bei den Kindern steht eine andere Funktion Vorne an: Nachrichten verschicken. Früher per SMS und heute per WhatsApp. Wir sehen daran: Beim Handy geht es Ihnen vor allem um den heißen Draht zur Peer-Group und nicht um den zu Mama und Papa.
Die zweite Frage, ob das Kind ein Handy oder Smartphone bekommt, stellt sich heute eigentlich nicht mehr, da Handys ohne Smartphone-Funktionen der Vergangenheit angehören. Selbst das günstigste Handy lässt Apps – also Anwendungen – zu. Aber: Als Eltern können sie das Smartphone ihres Kindes auf das Niveau eines – sagen wir Mal – „Steinzeit-Handys“ runter zu fahren. Selbst dann, wenn das Iphone oder Samsung Galaxy bei Auslieferung die volle Palette an Funktionen bieten. Denn: Sie allein entscheiden, welche Apps drauf bleiben und in Zukunft drauf kommen.
So überlassen Sie Ihrem Kind zuerst ein Gerät, mit dem man nur telefonieren, SMS verschicken und fotografieren kann. Später geben sie dann Messenger wie „WhatsApp“ oder einen Kinderbrowser wie FragFinn frei. Klar ist: Auch der „App-Store“ wird dann nur gemeinsam mit den Eltern verfügbar sein. Kurzum: Sie geben als Eltern zielgerichtet die Funktionen vom Smarphone frei und machen es auf diese Weise kindersicher.
Besteht die Gefahr, dass Kinder sich mit dem Handy verlieren?
Allen Eltern ist bekannt: Ohne Bremse würden die Kinder unbegrenzt Youtube schauen oder mit WhatsApp aktiv sein. Vereinbaren Sie stattdessen begrenzte „Medienzeiten“ mit ihrem Nachwuchs. 9-10-Jährige sollten zum Beispiel nicht länger als eine Stunde pro Tag mit Medien (inklusive TV) beschäftigt sein. Handy-Freie Zeiten sind ebenso absolutes Muss. Vereinbaren sie dazu mit Ihren Kindern, wann Handys Tabu sind – bspw. am Abend, beim Essen oder am Wochenende. Das heißt in der Konsequenz auch: Gehen Sie bei der Handy-Nutzung mit gutem Beispiel voran.
Sendetermin: 14.01.2016 10.00 bis 12.00 Uhr HR3 „Am Morgen“