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Praxisprojekt: improvisiertes Hörspiel

Mai 8th, 2024

Astheimer

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Ziel unserer Praxisprojekte ist es, Kindern Medien als ‚Werkzeug‘ zu vermitteln.

Fotos und Videos kennt eigentlich jedes Kind. Und die meisten von ihnen machen öfter eigene Schnappschüsse oder Filmaufnahmen. Mit Ton- bzw. Audioaufnahmen ist das eine andere Sache. Viele Kinder sind damit bisher wenig in Berührung gekommen.

Fragt man sie nach Ton- bzw. Audioaufnahmen zucken viele erstaunt mit den Schultern. Oder: Ihnen sind Sprachaufnahmen allenfalls durch Messenger wie Signal oder WhatsApp bekannt. Und dann eben auch nur in Ihrer Funktion, die sie in der Kommunikation mit anderen Menschen Inne haben. Während Kinder eine Foto-App also in der Regel sofort entdecken, rätseln die meisten, bis sie eine App wie ‚Diktiergerät‘ (Samsung) oder ‚Sprachmemos‘ (Apple) überhaupt finden. Solche Apps zum Aufnehmen von Sprache, Geräuschen, Klängen, etc. wollen wir uns im Folgenden genauer anschauen.

Anhand eines improvisierten Hörspiels gehen wir der Frage nach, welche Potenziale Apps wie ‚Sprachmemos‘ oder ‚Diktiergerät‘ für die medienpädagogische Arbeit bieten.

Die Vorgehensweise eines improvisierten Hörspiels ist leicht erklärt: Die Kinder gruppieren sich um ein Aufnahmegerät wie bspw. ein Tablet. Die Aufnahme kann von PädagogInnen oder Kindern gemacht machen. Alle sind gemeinsam an der Herstellung des Hörspiels beteiligt. Man findet zunächst gemeinsam eine Rahmenhandlung und AkteurInnen. Und dann wird eine Geschichte improvisiert erzählt. Dabei können ErzählerInnen, AkteurInnen, Geräusche, etc. zur Sprache kommen.

Wie sich die Handlung entwickelt und wie sie eingesprochen bzw. vertont wird, wird durch die Kindergruppe spontan bestimmt. Nach ein paar Minuten Aufnahme ist dann bspw. eine kurze Geschichte bzw. Episode erzählt, die sich dann auch mit einer Nächsten fortsetzen lässt. Anhören lässt sich das Ganze am besten über Lautsprecher, die bspw. über Bluetooth verbunden werden.

Welche Potenziale stecken in der medienpädagogischen Arbeit mit Hörspielen?

Mit dem Fokus auf Stimme und Sprache bietet das Projekt Potenziale, die über die sonstigen körpergebundene Ausdrucksformen hinausgehen. Indem die Kinder sich gerade nicht mit ihrer visuellen Erscheinung einbringen, gelingt es, dass sie sich stärker von ihrer visuellen Identität lösen können und damit auch über viel mehr Freiräume beim Erzählen und beim Herstellen von Geräuschen besitzen.

Die Gruppenprozesse sind meistens dadurch geprägt, dass sich die Kinder individuell einbringen können: Manche von Ihnen sind besonders erfindungsreich darin, Töne und Klänge nachzumachen. Mal sind es Tiergeräusche oder eine besondere Aussprache, mit denen die Kinder die ganze Gruppe überraschen oder begeistern können. Auch fangen Kinder dabei gerne an zu singen oder sie bringen etwas in einer Fremdsprache ein. Andere schaffen es, mit Ihren Ideen die Geschichte weiterzuerzählen und bringen dabei oft auch viel Fantasie ein. Wunderbar ist es, wenn von Kindern Dinge erfunden und erzählt werden, die es nur in der Fantasie geben kann.

Außerdem ist die Konzentration der Kinder besonders hoch. Sie hören einander gespannt zu und sind als Gruppe über eine längere Zeit hochkonzentriert. Je nach Gruppe gibt es für die Kinder sehr viele Überraschungsmomente und Anlässe, sich miteinander über das Projekt zu freuen. Viele sind auch überrascht die eigene Stimme zu hören – besonders dann, wenn sie verstärkt ist.

Welche Geräte und Apps können zum Einsatz kommen?

Am einfachsten ist es, schlichte Technologien zu verwenden. Apps wie ‚Diktiergerät‘ (Samsung/ Android) oder ‚Sprachmemos‘ (Apple/ IOS) sind bei Tablets oder Smartphones ohnehin an Bord. In der Bedienung sind Tablets einfacher als die Smartphone-Variante. Außerdem enthält die Ipad-Version ‚Sprachmemos‘ gegenüber der Iphone-Version alle Funktionen, die man für die Aufnahme von Hörspielen benötigt. Die Apps sind einfach zu bedienen, dass sie eigentlich kaum ein Hindernis darstellen. Ein paar niederschwellige Funktionen genügen, um die Aufnahmen gelingen zu lassen.

Schauen wir uns dazu ‚Sprachmemos‘ auf dem Ipad genauer an. Da ist zum einen die ‚Pause‘-Funktion, um Aufnahmen zu stoppen und danach mit ‚Weiter‘ wieder fortzusetzen. Zum anderen kann man sich innerhalb der Aufnahme bewegen und eine aufgenommene Passage durch eine Neue ersetzen. Mit der gleichlautenden Funktion (‚Ersetzen‘). In der Praxis ist die ‚Ersetzen‘-Funktion unglaublich wichtig, da Kinder immer auch Mal zu früh einsetzen oder mit dem Vorgetragenen nicht zufrieden sind. Dann ist es ein Handgriff und die Aufnahme ist gelungen. Besondere Freude haben die Kinder daran, die ‚Ersetzen‘-Funktion kennenzulernen, wenn man lustige Versprecher oder falsche Dinge in einen Text einbaut und sie danach gemeinsam mit den Kindern korrigiert. Das dies technisch möglich ist und die Aufnahme sich immer noch flüssig anhören kann, verblüfft die Kinder ungemein und in der Regel kommt dabei große Freude auf. Aus technischer Sicht ist abschließend zu erwähnen, dass man eine gespeicherte Aufnahme damit fortsetzen kann, indem man das Menü ‚Bearbeiten‘ auswählt.

Die Gruppenarbeit gelingt vor allem dann, wenn einem die gemeinsamen Prozesse wichtiger sind als das fertige Produkt. Akzeptiert man auch kleine Versprecher oder zu spät gestartete Aufnahmen, dann kommt man in der Regel sehr schnell zu einem guten Ergebnis.

Weitere aktuelle medienpädagogische Projekte mit Sprache, Geräuschen und Tönen sind:

  • Eigene Podcasts erstellen (‚Garageband’/ Apple)
  • Videoaufnahmen der Kinder mit verschiedenen Sprachen nachvertonen (‚IMovie‘/ Apple)
  • Eigene Hip-Hop-Loops erstellen (‚Diktiergerät‘/ Samsung) und dazu Singen
  • Eigene Musik aufnehmen (‚Garageband‘/ Apple)
  • Mithilfe von KI separate Spuren von Musik erstellen und dazu Singen (‚Moises‘/ IOS, Android, Windows)

Wir arbeiten seit 2015 medienpädagogisch mit Kindern und Jugendlichen. Dabei bildet auch die aktive und kreative Nutzung digitaler Medien einen wichtigen Schwerpunkt in Kitas und Grundschulen.

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