Auf ein Date mit Chatbots und Alexa. Schüler der Kelsterbacher KTS lernen Umgang mit Sprachassistenten (Frankfurter Neue Presse, 12.02.2025)
Kelsterbach – Viele Apps und Homepages setzen mittlerweile auf Chatbots, in immer mehr Familien gehören Sprachassistenten zum Alltag, die auf Kommando Musik spielen, den Kalender vorlesen oder Fragen beantworten. Durch sie kann man auf einfache und intuitive Weise mit Geräten interagieren und Informationen erhalten.
Auch Kinder kommen mit solchen Technologien immer mehr in Berührung – diese sind daher Gegenstand der Medienerziehung, wie sie in der Kelsterbacher Karl-Treutel-Schule (KTS) von der „mkk – meine krankenkasse“ und Jörg Astheimer angeboten wird. Wie die Krankenkasse mitteilt, gehe man mit der Grundschule und dem Medienpädagogen Astheimer von 6Degrees* bereits seit neun Jahren gemeinsame Wege. Ziel sei die Förderung eines gesunden Umgangs mit digitalen Medien.
Nicht immer ist das Gegenüber ein Mensch
„Wir schauen schon immer darauf, wie Kinder und Jugendliche eigentlich in der Lage sind, achtsam mit Chats und Messengern umzugehen”, sagt Nils Dößereck, der die Workshops als Präventionsberater seitens der Krankenkasse betreut. Nicht immer sei das Gegenüber der Kinder auch ein Mensch und so kämen die Mädchen und Jungen auf verschiedenen Wegen auch mit Chatbots in Berührungen, die menschliche Gespräche simulieren und mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten würden, schreibt die mkk in einer Mitteilung. Berühmte Beispiele sind etwa Alexa, Siri oder ChatGPT (Open AI).
„Wir orientieren uns hier ganz eng an den Bildungszielen von Schulen und Kitas. Und versuchen, dass Kinder die Möglichkeit bekommen, diese Technologien, zu verstehen und kritisch zu hinterfragen”, berichtet Jörg Astheimer. Den Alltag durchdrängen diese Geräte immer mehr– doch Kinder würden die von Alexa und Co. erzählten Witze immer noch als wenig originell oder lustig bewerten. Mit dem Humor von Kindern könnten die Geräte nicht mithalten. „Fragt man die Kinder, wer witziger ist, die Eltern oder Alexa, heben fast alle Kinder die Hand für die Eltern“, heißt es in der Mitteilung.
Die Schülerinnen und Schüler kommen auch mit Bots in Kontakt, die auf YouTube Kommentare hinterlassen, in Spielen, etwa Roblox, Anfragen oder Links zu Webseiten schicken – oder sogar Betrugsnachrichten senden. Grundschüler, die bereits ein Smartphone besitzen, seien ebenfalls von Betrugsnachrichten betroffen, wie etwa: „Hallo Mama/Papa, hier ist dein Sohn. Ich habe eine neue Handynummer. Bitte speichere sie.”
Betrugsvarianten anders als bei Erwachsenen
Kindern sei dabei oft nicht bewusst ist, dass sie nicht mit einem Menschen kommunizierten. Die KTS und Jörg Astheimer klären daher auf und sensibilisieren für das Problem. Zudem begegnen Kinder durch Messenger und Online-Spiele Betrugsvarianten, die sich von denen für Erwachsene, wie etwa Phishing-Mails, unterscheiden. „Bei den jüngeren Nutzern stehen eher Game-Konten, virtuelle Spielwährungen oder in Spielen erworbene Gegenstände im Fokus der Betrüger, die auch als ‘Scamer’ bezeichnet werden“, heißt es weiter. Auch die Eltern werden über diese Entwicklungen informiert und es gab bereits einen begleitenden Infoabend, an dem über 80 Eltern teilgenommen haben.
Auch die durch Open AI und ChatGPT bekannt gewordenen Chatbots, die auf generativer künstlicher Intelligenz (KI) basieren, erreichen die Kinder: mal in der Form von Bing und Copilot, dann wieder über ChatGPT. Die erste Berührung damit machten die Kinder in vielen Fällen über die Messenger-App Snapchat, die vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt sei. Ein dort fest integrierter Chat-Partner beantwortet alle Fragen.
Im Dialog mit Astheimer habe ein Schüler von “botischer Hilfe” gesprochen – eben dass man Bots einsetzen kann, Aufgaben zu erledigen – auch für die Schule. Damit liege er richtig. „Und Kinder, Elternhäuser und Schulen werden vor allem in den weiterführenden Schulen immer mehr mit der Frage konfrontiert werden, wie Lernen und das Verwirklichen von eigenen Ideen in Zeiten von solchen KI-gestützten Hilfen möglich sind“, mahnt der Medienpädagoge.
Fürs Erste erfuhren die Kinder in den Workshops, wie man ChatGPT für den Wissenserwerb und für kreative Ideen einsetzen kann. Dabei entstanden unter anderem fantastische Geschichten rund um die KTS und den Kinderhelden Sponge Bob. Fragen nach dem besten Fortnite- oder Brawl-Stars-Spieler seien genauso Thema gewesen, wie die Gretchenfrage, ob Ronaldo oder Messie der beste Fußballer sei. Am meisten habe die Kinder beeindruckt, dass ChatGPT in der Lage war, den Morgengruß der Klassen in alle Sprachen dieser Welt zu übersetzen und vorzutragen.
Auch das Klassentier wurde nach den Fantasien der Kinder neugestaltet: So wurde der Pinguin zum Superheld oder zum Astronauten und der Klassen-Panda macht Wellenreiten in den Wolken oder segelt vergnügt mit einem Drachen durch die Luft. Über die App Copilot konnten die Kinder ihre persönlichen Erfahrungen und Vorlieben mit dem verschränken, was sie aus der Medienwelt kennen: den Stars, Spielfiguren und Zeichentrickserien. Für alle Kinder sei dies beeindruckend gewesen.

Comments are closed.