Betreute Projektarbeiten und Bachelorarbeiten an der DHBW Mannheim, Wirtschaftsinformatik – Sales and Consulting
Von 2013 bis heute wurden folgende studentische Arbeiten von mir betreut und begutachtet:
- Entwurf eines Proof of Concepts für ein Big-Data-Marketing-Dashboard eines führenden Leuchtmittelherstellers (2016)
- Return on Relationship – Analyse der Messbarkeit und des Mehrwerts positiver Arbeitsbeziehungen (2016)
- Risikoanalyse von Cognitive Computing auf dem dt. Versciherungsmarkt (2016)
- Längsschnittanalyse von Mitarbeiterbefragungen mit besonderem Hinblick auf das Employee Engagement am Beispiel der Allianz Gruppe (2015)
- Welche Services machen Energieunternehmen smart? Entwicklung eines idealtypischen Servicereferenzmodells für das Internet der Dinge in der deutsche Energiebranche (2015)
- Anforderungsanalyse und Entwicklung eines Lösungsansatzes zur Sicherstellung der Supply Chain Integrity in der Pharma- und Lebensmittelwertschöpfungskette (2015)
- Wissensmanagement 2.0: Entwicklung und Umsetzung eines Wissensmanagementmodells in IBM Connections (2015)
- Bedarfsanalyse und Evaluation des Talent-Management-Softwareangebots von IBM Smarter Workforce
- Analyse der Einflussfaktoren für Nutzung und Akzeptanz von Social Media in der Zusammenarbeit – am Beispiel einer Community in IBM Connections
- Analyse von Einsatzmöglichkeiten und Nutzen von Social Software bei der Deutschen Bahn AG
- Software-as-a-Service-Angebote (SaaS) als Herausforderungen für klassische IBM-Partner – am Beispiel von IBM Kenexa
- Entwicklung eines Kriterienkatalogs zur Beurteilung des Potenzials von Cloud-Lösungen im Automobilsektor
- Untersuchung der Synergieffekte von Cloud und Connected Car
- Konzeption und Evaluation eines Prototypen für Marketing Permisions zur Umsetzung von Kampagnen in SAP-CRM am Beispiel des B2B- und B2C-Umfeldes des Landwirtschaftssektors in der Chemiebranche
- Identifizierung von Optimierungspotentialen anhand einer Prozessanalyse des Incident-Management-Prozesses innerhalb des Projektes ‚ISPI Next‘ der BMW AG
- Der Status quo der digitalen Transformation – am Beispiel der langlebigen Konsumgüterindustrie
- Konzeption und Evaluierung eines Referenzmodells zur Nutzung von Big Data im Bereich integrierter Versorgungsmodelle der gesetzlichen Krankenkassen
- Analyse von mobilen Geschäftsfeld-Ansätzen in der Versicherungswirtschaft
- Ermittlung des Point-of-no-Return in der Phase des Cutover – am Beispiel der globalen SAP-Einführung bei einem Logistikunternehmen
Weiter: Lehraufträge
Die Jung GmbH mit Sitz in Rüsselsheim ist auch im Online-Handel tätig. Als Eigentümer und Teil der Geschäftsführung gilt mein Interesse innovativen Ecommerce-Lösungen.
Seit Jahresbeginn 2011 beschäftige ich mich dort mit dem Handel von
- Klassiker des Möbel-Designs
- Metalle
- Smart-Repair-Tools
Laufende Seminare an der DHBW Mannheim, Wirtschaftsinformatik – Sales and Consulting
Seit dem Sommer 2013 halte ich die Veranstaltungen im wissenschaftlichen Arbeiten an der DHBW Mannheim. Die Seminare an der Dualen Hochschule dienen dazu, die Studierenden auf ihre Forschungs-, Projekt- und Bachelorarbeiten vorzubereiten.
- SS 2013 Research Methods and Academic Writing I
- SS 2013 Research Methods and Academic Writing II
- WS 2013 Projektsskizze Bachelorarbeit
- SS 2014 Research Methods and Academic Writing I
- SS 2014 Research Methods and Academic Writing II
- WS 2014 Projektsskizze Bachelorarbeit
- SS 2015 Research Methods and Academic Writing I
- SS 2015 Research Methods and Academic Writing II
Von mir betreute Projektarbeiten und Bachelorarbeiten der letzten Jahre finden Sie hier.
Doku-Glamour im Web 2.0 – Party-Portale und ihre Bilderwelten
Herausgegeben von Prof. Dr. Klaus Neumann-Braun, Dr. Jörg Astheimer
2010, 256 S., Broschiert.
ISBN 978-3-8329-4933-4
Erhältlich ab 08. Januar 2010 (Nomos Shop)
Der Siegeszug der Internet-Gemeinschaften im Web 2.0 hält an. Social Network Sites (SNS) wie MySpace, Facebook, Netlog oder StudiVZ/SchülerVZ zählen zu den populärsten Angeboten im Internet. Partygängern stehen Portale wie VirtualNights oder Tilllate für ihr Face- und Networking zur Verfügung. Die Kommunikation erfolgt multimodal gleichermaßen im Medium der Sprache wie des Bildes.
Die vorliegende Studie widmet sich am Fallbeispiel des Party-Portals Tilllate den zentralen Struktur- und Prozesselementen der Kommunikation im gegenwärtigen Social Web: Welche Rolle spielen Ökonomie, Softwaresystem und Design für das Medienhandeln der User? Welches Kommunikationsprofil charakterisiert ein Party-Portal? Wie kommen die unzähligen später ins Netz gestellten Bilder zustande und wie lassen sich die Partygänger/-innen ablichten? Überwiegt die Dokumentation des Authentischen (Schnappschuss) oder dominiert ein am Startum orientiertes Posen (Doku‑Glamour)? Und welche gesellschaftlich geprägte Handlungslogik verbirgt sich schließlich hinter der glitzernden Fassade von Party- und Nachtleben?
Aus dem Inhalt: Partywelten – Bilderwelten. Einführende Bemerkungen. | Schluckbeschwerden. Die Übernahme des einstigen Studentenprojekts Tilllate durch das Multimedia-Konglomerat Tamedia. | Konkurrenzverhältnisse. Nutzungsvergleich von Party-Portalen mit Freundschafts-Netzwerken (Facebook & Co.) | Karma-Competition.Kommunikationsanalyse der Party-Portale – am Beispiel von Tilllate. | Zuwendungszirkel. Stars und ihre Verehrerinnen und Verehrer. | Goldmember und VIP-Ladys. Die Drehbücher der Nightlife-Communitys | Geschäftsroutine(n). Fotografische Praktiken vor und hinter der Kamera | O-Töne. Interview mit einem Lautundspitz-Model. | Doku-Glamour.(Semi-)Professionelle Nightlife-Fotografie und ihre Inszenierungen. | Bravo Gala! User und ihre privaten Bilder im Horizont von internationalem Starkult. | Schlussdiskussion |Gesichtswahrung. Umgangsregeln fur Social Network Sites, Datenschutzgefahren, Reparaturoptionen
Medienecho
„Fotografiert fürs Web: Plötzlich Partyprinzessin“. Klaus Neumann-Braun, Jörg Astheimer und Dominic Wirz im Gespräch mit Tara Hill (Basler Zeitung vom 31.12.2009, S. 41-42) (Baz_Doku-Glamour im Web 2-0)
„Analyse aktueller Netzwelten. Basel wird zu einem Kompetenzzentrum der Web-2.0-Forschung“. Klaus Neumann-Braun, Jörg Astheimer und Dominic Wirz im Gespräch mit Tara Hill (Basler Zeitung vom 31.12.2009, S. 42) ( Baz_Analyse aktueller Netzwelten)
„Doku-Glamour im Web 2.0“. Klaus Neumann-Braun im Gespräch mit Katja Schiementz (SWR2-„Kulturjournal“ vom 14.01.2010) (SWR2 Kulturjournal)
„Jugend im Netz: schön und erfolgreich“. Jörg Astheimer im Gespräch mit Patrick Bürgler (DRS2–Netzgespräche vom 19.01.2010)
Die Europäische Kommision will Kinder im Netz besser schützen. Ziel ihrer aktuellen Initiative ist es, die EU-Staaten und Partner aus der Industrie zusammenzubringen. Die Inhalte für Kinder im Netz sollen verbessert werden. Einfachheit, Transparenz und Beständigkeit der Online-Tools sollen gefördert und der kompetente Umgang mit den Werkzeugen im Internet verbessert werden.
Bewusstsein für Online-Sicherheit schaffen
Wieder einmal gehören die Datenschutz-Einstellungen zum Kernthema. So fordert die EU-Kommission von den Industriepartnern altersgerechte Datenschutzeinstellungen, die selbstregulierende umgesetzt werden sollen. Ebenso werden bedienungsfreundliche Kontrollfunktionen für die Eltern gewünscht und eine ausgedehnte Anwendung von Alters- und Inhaltsklassifizierungen zum besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen.
Nach den positiven Erfahrungen mit Melde-Funktionen bei Portalen wie SchülerVZ werden weitere einfache Mechanismen gefordert, mit denen schädliche Online-Inhalte einfach gemeldet werden können. Man ist sich klar darüber, dass verstärkte Bemühungen dahingehend zu unternehmen sind, dass sich ein Bewusstsein für Fragen des Daten-, Privatsphäre- und Jugendmedienschutzes durchsetzt. Vor allem Online-Sicherheit sollte in Zukunft in den Europäischen Schulen zum Unterrichtsstoff zählen.
3 von 4 Kindern sind bereits im Netz
Weiterhin ist die Internet-Nutzung der Kinder steigend. So schätzt die EU-Behörde das 3 von 4 Kindern das Internet nutzen, wobei das Einstiegsalter immer jünger wird. Negative Erfahrungen – wie Cyber-Mobbing oder -bullying – haben bereits vier von zehn Kindern gemacht.
Aktuelle Studien zur Online-Nutzung von Kindern
Soziale Netzwerke liefern Kritikern viele Gründe, weshalb der Umgang mit ihnen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Gewarnt wird unter anderem vor der Sammlung persönlicher Daten, den mangelhaften Sicherheitseinstellungen und der Unsichtbarkeit des Publikums. Überhaupt lässt der Gedanke sie erschrecken, Privates einer vernetzten Öffentlichkeit preiszugeben.
In dem Beitrag für das pro familia magazin (Themenheft: Social Media 2011) beschreibe ich, wie Jugendliche eigene Strategien entwickeln, spielerisch und kreativ mit den Funktionen der Online-Netzwerke umzugehen.
Die aktuellen Zahlen zur Internet-Nutzung von Kindern sprechen eine eindeutige Sprache: Bereits zum Ende der Grundschule werden Soziale Netzwerke zum Thema für die Heranwachsenden und für deren Eltern. Der Vortrag gibt Einblicke in die Besonderheiten des Gebrauchs von Facebook, SchülerVZ und Co. und weist Eltern auf die Potenziale und Risiken der Nutzung von Sozialen Netzwerken hin.
Vortrag: Wie nutzen Kinder und Jugendliche Online-Netzwerke? In der Reihe: ElternMedienWissen im Museum für Kommunikation (MfK, Frankfurt/Main). Am: 09.11.2011
Die Reihe findet im Rahmen der Ausstellung „KinderMedienWelten“ statt. Diese beschäftigt sich mit Kindermedien der letzten 150 Jahre. Die Medienkompetenz damals und heute, sowie die Kinder- und Elternwünsche, die an diese Spielzeuge geknüpft waren, werden in der einzigartigen Schau thematisiert.
Zur Einschulung auf Facebook? Aktuelle Studien zur Nutzung von Online-Netzwerken von Kindern
Oktober 1st, 2011
Astheimer
Auch Grundschüler gehen bereits ins Netz. Mit dem Begriff „Internet“ wissen viele von ihnen noch nichts anzufangen, begeistern sich aber für Youtube, Toggo und KI.KA. Doch sind die jüngsten unter den „Digital Natives“ bereits durch Online-Communities miteinander vernetzt? Und wenn ja: In welchem Alter und unter welchen Bedingungen beginnt das Networking? Aktuelle Studien geben Auskunft darüber.
In den USA ging der „Consumer Report“ dieser Frage in der aktuellen Ausgabe vom 10.05.2011 nach. Der Marktführer Facebook ist bereits bei Kindern ein Thema. Laut den Verfassern der Studie sind mehr als 7,5 Millionen US-amerikanische Nutzer des Netzwerks 12 Jahre und jünger. Und das, obwohl sie laut Bestimmungen des Portals eigentlich noch kein Profil ihr eigen nennen dürften. Spiegel-Online titelte daher: „Millionen Minderjährige tricksen Facebook aus“.
Auch aus Deutschland liegen aktuelle Nutzungsdaten vor. Im Rahmen der KIM-Studie 2010 wurde nach der Nutzung von Online-Netzwerken von Kindern gefragt. Der Untersuchung zufolge, die im März 2011 veröffentlicht wurde, sind in Deutschland 43% der 6-13-Jährigen Mitglied in einer Online-Community. Aufgrund solcher Zahlen entsteht der Eindruck, dass Online-Netzwerke bereits Einzug in Grundschulen gehalten hätten. Allerdings sind Zweifel an der Vernetzung der Kids angesagt. Denn nur wenige Erst- oder Zweitklässler kommen in der Kommunikation mit anderen über das Versenden von Smileys hinaus. Der genaue Blick auf die Ergenisse der KIM-Studie 2011 relativiert die These, dass Online-Communities bereits für Grundschüler ein Thema seien. Im Grundschulalter ist die Zahl der User noch bedeutend geringer: Unter den 8-9-jährigen liegt die Nutzung bei 13%, unter den 6-7-jährigen bei 5%. Daher: In der Grundschule spielen Online-Communities so gut wie keine Rolle. Anders stellt sich die Situation für Kinder ab ca. 10 Jahren dar. In diesem Alter steigt die Mitgliedschaft in Online-Communities signifikant. Bei den 10-11-jährigen sind bereits 35%, bei den 12-13-jährigen 61% Mitglieder in Online-Communities. Am Ende der Grundschulzeit findet der Einstieg in Online-Netzwerke statt.
Ähnliche Ergebnisse zeigt auch der europäische Vergleich – etwa in der Studie „EU Kids Online“, die im April diesen Jahres veröffentlicht wurde. Untersucht wurde die Gruppe der 9-12-Jährigen Die Autoren der Studie machen darauf aufmerksam, dass für diese Altersgruppe in den meisten europäischen Ländern eigentlich keine Plattformen vorgesehen sind. Jugendliche nutzen die Online-Communities, ohne jedoch dem Alter zu entsprechen, welches vorgeschrieben ist. In Österreich beispielsweise nutzen ¼ der 9-12-jährigen Facebook. Die deutschen Jugendlichen nähern den Communities im europäischen Vergleich eher zögerlich. Europaweit sind in diesem Alter 38% Mitglied in einer Community, hierzulande liegt der Anteil der Mitglieder bei 27%.
KIM-Studie und “EU Kids Online” zeigen deutlich, dass Online-Netzwerke bereits von älteren Kindern ab etwa 10 Jahren genutzt werden. Da die meisten Online-Studien zu Facebook und Co. bislang auf Jugendliche ausgerichtet gewesen sind, ist wenig über den Umgang der Kinder mit Online-Netzwerken bekannt. Aus Sicht des Jugendmedienschutzes gilt es daher zukünftig ein besonderes Augenmerk auf diese Altersgruppe zu werfen, für die in den Netzwerken eigentlich noch kein Platz vorgesehen ist.
Wie nutzen jugendliche Migrantinnen und Migranten Online-Netzwerke zur Konturierung ihrer Identität. Was tragen Facebook und Co. zum Leben in der Diaspora bei? Solchen Fragen gehe ich in meinem Beitrag “Heimatsuche im Netz” nach. Dieser ist in der Zeitschrift “Erziehung und Wissenschaft” (5/2011) Gewerkschaft erschienen. Thematische Schwerpunkt des Heftes sind „Identität und Integration“ – so der Titel der Ausgabe. Der Artikel und das ganze Magazin stehen hier zum Download zur Verfügung.
IShareGossip.com: Ein Gerüchte-Netzwerk lädt zum Schlagabtausch an deutschen Schulhöfen ein
September 15th, 2011
Astheimer
Das deutschsprachige Gerüchte-Forum IShareGossip sorgt für Aufregung auf deutschen Schulhöfen. Die Betreiber der Internetseite rufen dazu auf, in ihrem Forum über Mitschüler zu lästern und Gerüchte zu verbreiten. Im Schutz der Anonymität nutzen immer mehr Jugendliche das unmoralische Angebot, um andere fertig zu machen.
IShareGossip geht im Herbst 2010 online. Der Start verläuft mühsam und das Projekt gewinnt nur wenig an Fahrt. In mehreren Foren und Newsgroups werben die Macher für ihre Community. Ein Preisausschreiben soll die Kommunikation dynamisieren und für mehr Besucher sorgen. Doch das Interesse der Netz-Gemeinde bleibt aus. Es herrscht Flaute im Läster-Kanal.
Ein Vierteljahr vergeht und im Januar 2011 verbreiten sich die ersten Gerüchte. Aufgeschreckt suche Jugendliche vieler deutscher Metropolen das Forum auf. Was sie umtreibt sind die Neuigkeiten, Gerüchte und Lästereien, die ihnen aus der Peer-Group entgegenschallen. Die Beiträge ihrer Altersgenossen sind Gift für den sozialen Zusammenhalt und die Psyche der Heranwachsenden. Im Schutz der Anonymität werden manche Altersgenossen zu verbalen Heckenschützen und nehmen ihre Mitschüler ins Visier. Intimitäten und Peinlichkeiten werden in die Öffentlichkeit gezerrt, Mitschüler beleidigt. Viele Beiträge zeugen von einer Eruption verbaler Gewalt, auf die mitlerweile Gewaltexzesse folgten (Spiegel Online, 22.03.2011). Norbert Rehner, Schulleiter der Frankfurter Wöhlerschule, schrieb dazu in einem Elternbrief die passenden Worte: „Einige der dort gebrauchten Formulierungen sind so, dass es sich verbietet, sie hier als Beispiele anzuführen.“
Fertig-machen mit System
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Internetseite für „Klatsch und Tratsch“ (engl. „gossip“) kaum von dem bekannten Format anderer Diskussionsforen. Bild- und Textnachrichten lassen sich verfassen und anschliessend bewerten oder kommentieren. Die Ordnung ist einfach. Als Kategorien sind verschiedene Schulen in Deutschland vorgegeben, die wiederum nach Städten und Gemeinden sortiert sind – eine Einteilung, die sich am Online-Netzwerk SchülerVZ orientiert. Wer etwas über ein bestimmtes Gymnasium in Frankfurt oder in irgendeiner anderen Stadt äussern möchte, veröffentlicht seinen Beitrag in der entsprechenden Rubrik. Darüber hinaus gibt es noch andere Kategorien. Eine davon heisst etwa „Themen mit Niveau“. Sie wartet jedoch noch auf ihren ersten Beitrag.
„Unter Niveau“ sind hingegen die Beiträge die in den Schul-Rubriken gepostet werden, verbale Entgleisungen, welche die Betreiber zu verantworten haben. Als Architekten des Portals haben sie die Beiträge in eine bestimmte Richtung gelenkt. Wer sich die Seite aufmerksam durchliest, dem entgeht nicht jene Aufforderung an die User “Schreib hier deine Neuigkeiten, Gerüchte und Lästereien rein” – positioniert in der Titelzeile. Bisher ist kein derartiger Fall einer deutschsprachigen Online-Community bekannt, in dem die Seiten-Verantwortlichen offen ein Verhalten propagieren, dass entsprechend der Definition von Willard (2007) als Cyber-Mobbing zu bewerten ist.
Mit IShareGossip haben die Betreiber ein Forum geschaffen, dessen Sinn und Zweck es ist, über seine Nächsten aus der Schule, der Universität oder dem Arbeitsplatz zu lästern und zu spotten. Ein solches Verhalten ist – innerhalb des abgesteckten Rahmens dieser Seite – nicht nur erlaubt, sondern regelrecht erwünscht. Dass dadurch jedoch geltende soziale Normen und Anforderungen des Jugendmedienschutzes (Stichwort: „Cyber-Mobbing“) über Bord geworfen werden, dürfte selbst den Betreibern nicht entgangen sein. Diesen scheint jedoch jedes Mittel recht, um den Daten-Traffic auf der Seite zu befördern. In einer Ankündigung im Gully-Board – die mittlerweile entfernt wurde – haben sie verlauten lassen: „Alles in allem ist das Projekt [IShareGossip] ziemlich groß gedacht und kann sich in alle Richtungen entwickeln. Momentan ist es sehr offen gehalten und es wird so gut wie alles freigeschaltet, mit der Zeit muss natürlich auch auf Qualität geachtet werden und dann wird die Schraube enger gedreht.“
Durch IShareGossip erreicht Cyber-Mobbing eine neue Qualität, da es in einem anonymen Rahmen verläuft. Die Betreiber geben den Usern das Versprechen mit auf den Weg, die Gerüchte-Bühne von IShareGossip unerkannt betreten und verlassen zu können. Weder ein Nutzer-Profil muss angelegt werden, noch ist der eigene Name zu nennen. Selbst die Kennung des Computers („IP-Adresse“), die sonst typische Form der Identifizierung, wird nicht gespeichert. Seite aufrufen, beleidigen, verschwinden – einfacher könnte es nicht sein. Vergeben wird ein Freischein zum „Power-„ bzw. Speed-Lästern“, Entgleisungen sind im Code der Community programmiert. Trotz der zum Teil ätzenden Kritik der jugendlichen User wiederholen die Verantwortlichen ihr Anliegen, dass die Identität der „Flüsterer“ auf jeden Fall verborgen bleibe. Deren wahres Gesicht entziehe sich nicht nur Denjenigen, denen die Häme gilt, sondern auch dem Polizist, dem Lehrer/Direktor und dem Anwalt – werben die Portalbetreiber.
Doch was geschieht mit den Opfern? Während die Betreiber den Schutz der Täter propagieren, sorgen sie sich reichlich wenig um die Opfer. Nachrichten und Kommentare bleiben ohne Kontrolle und Überwachungen des Betreibers. Zwar existiert eine Melde-Funktion. Allerdings mussten viele Jugendliche die Erfahrung machen, dass trotz mehrfacher Beschwerde keine Reaktion stattfand. Viele haben nach einer Weile die Hoffnung aufgegeben, dass die Äusserungen über sie wieder verschwinden könnten. Die Jugendlichen befinden sich in der misslichen Lage, dass sie nicht nur beleidigt werden, sondern die Äusserungen noch nach Tagen weiterhin öffentlich im Netz nachzulesen sind. Aus diesem Grund verzichteten die ersten Medienberichte – etwa des hessischen Rundfunks – sogar auf eine Nennung des Foren-Namens. Die Betreiber wiederum reagierten in nahezu grotesker Weise auf die Sorgen der Mobbing-Opfer. Anstelle der versagten Hilfe, die im Übrigen zu den Pflichten jedes Foren-Betreibers zählt, lancierten die Verantwortlichen den zynischen (mittlerweile wieder entfernten) Rat an die Betroffenen, man solle sich mit seinem Problem ans ”Sorgentelefon” für Kinder und Jugendliche wenden – “Die Nummer gegen den Kummer”.
Serien-Stars als Vorbilder
Dem eigenen Selbstverständnis nach sehen die Betreiber ihr Portal als eine Alternative zu den bekannten Online-Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ. Deren Problem sei die hohe soziale Kontrolle – so die sinngemäße Erklärung der Betreiber des Gerüchte-Netzwerks – welche die User an einer “uneingeschränkte[n] Nutzung der Netzwerke” hindere. Mit dem Anspruch auf grösstmögliche Handlungs- und Meinungsfreiheit wird von IShareGossip die geltende Netiquette über Bord geworfen. Dass jedoch seit Jahren Profis für Online-Netzwerke daran arbeiten, eine sozial-adäquate Online-Umgebung zu schaffen, die auch ethischen Kriterien und dem Jugendmedienschutz gerecht wird, dafür scheinen die Betreiber blind zu sein. Wer sich in anderen Communitys und Netzwerken daneben benimmt, wird erst verwarnt und riskiert danach den Rauswurf.
Doch diese Realität von Online-Netzwerken und -Foren, die sich in den letzten Jahren geformt hat, ist den Machern des Gerüchte-Netzwerks fremd. Das Modell an dem sich IShareGossip bereits mit der Namensgebung orientiert, stammt hingegen aus der Welt der Fiktion. Vorbild ist die US-amerikanische Teenager-Serie „Gossip Girl”, in der die anonyme Hauptdarstellerin einen Klatsch-Blog über eine New-Yorker Elite-Schule betreibt. Die Wirklichkeit eines fiktiven Klatsch-Blogs hat jedoch kaum etwas gemeinsam mit der eines deutschen Schüler-Netzwerks.
Reaktionen
Einen klaren Kopf bewiesen hingegen viele Jugendliche, die sich immer wieder kritisch gegenüber den Beleidigungs-Praktiken anderer Teilnehmer äusserten und auch im Forum nach einer ordnenden Kraft gerufen haben. Mit ihnen teilen viele andere Jugendliche den Wunsch, die Behörden sollten dem Treiben auf IShareGossip ein Ende setzen und die Seite vom Netz nehmen. Entsprechend häufig klingelten daher auch die Telefone der lokalen Polizeidienststellen. Die Stadt Frankfurt am Main richtete sogar kurzfristig eine Sonderstelle ein, die sich seitdem ausschliesslich mit den Beschwerden der betroffenen Schüler und Eltern beschäftigt. Noch stehen die Chancen auf ein unmittelbares Ende des Forums schlecht, insofern IShareGossip von einem Provider in den USA betrieben wird. Polizei und Staatsanwaltschaft sind die Hände gebunden.
Derweil nehmen die Jugendlichen selbst die Möglichkeiten wahr, sich zur Wehr zu setzen – übernehmen etwa die Rolle eines Moderators oder Moderatorin und löschen diffamierende Kommentare. Sie setzen das um, was auch in den Elternbriefen vieler Schulen von den Schülern gefordert wird – Zivilcourage. Allerdings greifen die Portalbetreiber in diesen Prozess ein und stellen systematisch die von den Moderatoren gelöschten Kommetare wieder Online, was soziale Konflikte weiter eskalieren lässt. Andere Jugendliche wiederum setzen „Spams“ als Technik des Widerstands ein, füllen die Nachrichten- und Kommentarzeilen mit Lateinübersetzungen, Wikipedia-Artikeln, wodurch diffamierende Dialoge durchbrochen werden und das Forum kaum mehr nutzbar ist.
Sollten die Betreiber nicht auf beiden Augen blind sein, kann ihnen der massive Protest nicht entgehen. Erste Zeichen des Rückzugs lassen erahnen, dass auch er das Konzept seines Portals in Frage stellt. So wurden die Einträge, mit dem der Verantwortliche seit Herbst 2010 in verschiedenen Foren für IShareGossip geworben hat, mittlerweile gelöscht. Und schliesslich wirkt eine kleine, aber feine Änderung des Logos, als habe man sich bereits selbst die Lizenz entzogen. Zierte ursprünglich das Registered-Trademark-Symbol als Zeichen einer Markenregistrierung den Schriftzug des Forums, so wurde dieses nunmehr entfernt. Vielleicht endet damit auch der Glaube an die eigene Unverfrorenheit und es siegt die Einsicht, welchen Schaden der anonyme Läster-Kanal unter Jugendlichen angerichtet hat.