Manfred Spitzer war heute zu Gast in Kelsterbach, was uns die Gelegenheit bot, ihn nach seinem Vortrag persönlich zu sprechen. Spitzer ist für seine kritische Sichtweise digitaler Medien bekannt, die er prominent in seinen Büchern „Digitale Demenz“ und „Cyberkrank“ darlegt. In seinem Vortrag ging es nun um die Risiken der Nutzung digitaler Medien für Kinder und Jugendliche.
Vieles von dem, was Spitzer am heutigen Abend an Forschungsergebnissen ausbreitete, überzeugte. Klar: Ein allgemeines Smartphone-Verbot an einer Schule führt zu einer Verbesserung der Schulnoten. Nichts anderes ist beim Verzicht auf eine Playstation zu erwarten. Der Besitz einer Spielkonsole führt zur Verschlechterung in der Schule. Spitzer zieht aus den Studien die Konsequenz, dass Kinder so wenig digitale Medien wie möglich nutzen sollten. Eine wichtige Empfehlung, die man auf jeden Fall allen Eltern weitergeben kann.
Über einen positiven Nutzen digitaler Medien für Kinder und Jugendliche konnte man an diesem Abend nicht sprechen. Das war aber auch nicht das Thema. Dennoch: die Studien, die Spitzer im Gepäck hatte, machten ebenso deutlich, dass es auch Schüler gibt, auf die die Nutzung digitaler Medien keinen negativen Einfluss hat. Wichtig ist zu wissen, für wen das gilt. In erster Linie sind dies eben jene Kinder, deren Eltern einen hohen sozialen Status besitzen. Beruf, Einkommen und Bildung der Eltern entscheiden dann doch darüber, wie Medien genutzt werden und welche Folgen die Nutzung für die Kinder hat.
Trotz der Evidenz bleibt Spitzer seiner Position treu, Eltern zu empfehlen, ihren Nachwuchs medienfrei zu erziehen, was sich jedoch nur schwer nachvollziehen lässt.
Im weiteren habe ich persönlich noch Mal nachgefragt, ab welchem Alter denn man seinen Kindern ein Handy geben könne. Dabei war es mir wichtig zu betonen, dass Kinder bzw. Jugendliche ohne Handy zu Außenseitern innerhalb der Peer-Group werden. Spitzer hält es auch hier nicht für notwendig, dem Wunsch der Kinder nachzugeben. Bis zum Erwachsenenalter sieht er keinen Bedarf, dass Jugendliche ein Handy bräuchten. Sie müssen in der Lage sein, den Gruppendruck auszuhalten. Spitzer machte mir dabei auch klar, dass insbesondere die Deutschen aus ihrer Geschichte heraus gelernt haben sollten, nicht zu Mitläufern zu werden. Ich hätte an dieser Stelle doch eher eine Position erwartet, wie: so wenig Medien wie notwendig.
Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage, genauer auf die Realität zu schauen und die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in den Blick zu bekommen. Immerhin geht es nicht um selbstständige Erwachsene, sondern um Heranwachsende, die nur im Austausch mit ihrer Umwelt groß werden. Und dies geschieht mehr denn je medial – heute vor allem mittels eigenem Handy.
Demnach bleiben wir dran und suchen konkrete Lösungswege, wie Eltern den maßvollen Umgang fördern können.
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